Urbexer unterwegs im ehemaliger Kreiskrankenhaus in Bad Homburg.
Unterwegs mit UrbexernSpurensucheEine Multimedia-Reportage von Larissa Maibach und Andreas Bauer
einer eingetrockneten Flüssigkeit, der Edelstahl des Seziertisches glänzt im Neonlicht - Gordon stellt scharf, die Spiegelreflexkamera klickt.
Gordon ist Urbexer - Urban Explorer, was so viel heißt wie "Stadterkunder". Mit einem Freund ist er tief in das stillgelegte Kreiskrankenhaus in Bad Homburg gestiegen. Im Untergeschoss, nach endlosen Gängen, haben sie die Pathologie erreicht. Hier wurden jahrzehntelang Menschen obduziert. Gorden schaut, dass er nichts anfasst. "Das ist ein Leitspruch von uns, dass wir nichts hinterlassen, außer Fußspuren", sagt er. Alles soll so bleiben, wie es war - Urbexer suchen das Unverfälschte.
Urban Explorer
Gordon und Kevin erforschen in ihrer Freizeit alte Industrieanlagen, verlassene Wohnhäuser, Sanatorien und Kasernen. Die beiden 28-Jährigen nennen sich "Urbex Wetterau". Urbex steht für Urban Exploration. Andere Gruppen in Hessen heißen "Lost Places Rhein-Main" und "Lost Places" Hessen. Die Urbex-Szene ist aktiv in Hessen.
Gordon: "Ein Lost Place muss Verfall haben"
Lost Places - Verlassene Orte
Schimmel ist in dem im März 2014 stillgelegten Krankenhaus zwar noch nicht zu sehen - Momente des Verfalls aber schon, wie etwa im Treppenhaus.
Kevin: "Der Reiz des Illegalen"
Authentizität
Das bestätigt auch Kevin, wenn er sagt, dass es auch um den Reiz geht, illegal an einem verlassenen Ort herumzurennen. Das ist dann Hausfriedensbruch. Das weiß auch Gordon, der für eine Sicherheitsfirma arbeitet. Für den Besuch im Bad Homburger Kreiskrankenhaus war hingegen ein Hausmeister dabei. Bei der zweiten Anfrage hatten die Urbexer die Erlaubnis erhalten, das Gebäude zu erforschen.
Archivieren
Die ältesten Teile des Bad Homburger Kreiskrankenhauses stammen aus den 1940er Jahren. Irgendwann wurde es zu klein und war nicht mehr zeitgemäß. Nun steht es leer.
Wichtig für die Urbexer ist auch die Dokumentation des verlassenen Ortes: "Urbexen heißt ja auch für die Nachwelt erhalten", sagt Gordon.
Abbruchreif
Der Wind weht kalt durch die Räume. Fassaden und Türe sind nicht mehr intakt. Doch in den ehemaligen Operationssälen hängen noch Lampen - als warteten sie auf den nächsten Patienten. Gordon und Kevin jagen aufgeregt von Raum zu Raum, schießen ein Foto nach dem anderen, meistens Langzeitbelichtungen mit Stativ.
Babyschleuse
Der Kreißsaal. Noch mit Strom versorgt.
Neben der Tür leuchten Schalter.
Das erste Licht
Auch die Lampen im Kreißsaal erscheinen noch einsatzbereit. Wie vielen Neugeborenen mögen sie das erste Licht geworfen haben?
Filmkulisse
Gordon: "Zum Urbexer gehört auch Recherche"
Trophäen
Ein Rucksack voller Objektive, stabiles Stativ, teure Spiegelreflexkamera - wer ein richtiger Urbexer sein will, braucht eine gute Ausrüstung. Die Bilder sollen schließlich toll werden.
"Man möchte ja auch Anerkennung dafür haben", sagt Kevin. Die Urbexer stellen ihre Bilder ins Netz. Dazu gehört auch eine anständige Recherche, wie Gordon erklärt. Städtebauprofessorin Harnack spricht von einem "ästhetischen Anspruch" der Bilder. "Ich kann mir schon vorstellen, dass sie wie Trophäen funktionieren", sagt sie.
Jäger und Sammler
Urbexer suchen also Trophäen - und da kann schon mal ein einfaches Telefon Objekt der Begierde sein. Hauptsache es befindet sich im authentischen Umfeld: in einem Lost Place, einem verlassenen Ort - hier in der ehemaligen Cafeteria des Krankenhauses.