Im Visier: Schützenvereine in Hessen
Seit 2016 verzeichnet der Hessische Schützenverband wieder einen Zuwachs, auch im Jugendbereich. Hat sich das Schützenwesen verändert? Bei einem Besuch im Schützenverein Rai-Breitenbach im Odenwald sucht hessenschau.de nach Antworten.
Eine Multimedia-Reportage von Anne-Katrin Eutin
So hörte sich der Siegesmoment in Rio bei den
Olympischen Sommerspielen 2016 auf hr1 an:
Der Olympia-Effekt
Das berühmteste Vereinsmitglied ist Henri Junghänel.1997 hat er auf einem Marktfest seine Leidenschaft fürs Schießen entdeckt - an einem Schießstand des SV Rai-Breitenbach. Der 29-Jährige ist dem Verein seither treu.
Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio hat er eine Goldmedaille im Kleinkaliber-Liegendschießen gewonnen.
Doch nicht nur Rai-Breitenbach profitiert von dem Olympia-Effekt...
Die Sportwaffen
Für die anderen, gefährlicheren Sportwaffen wie Großkaliber-Pistolen oder Armbrüste benötigen Schützen eine Waffenbesitzkarte, die vom zuständigen Landratsamt ausgestellt wird.
Gar nicht so gefährlich?
Er kritisiert einen verharmlosenden Umgang mit Waffen. Auch wenn es keinen kausalen Zusammenhang zwischen legalem Waffenbesitz und Kriminalität gebe, führe die reine Verfügbarkeit von legalen Waffen letztendlich trotzdem zu einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass diese auch zu Straftaten eingesetzt würde - vor allem, wenn sie in die falschen Hände gerate.
Er sieht aber auch Vorteile darin, wenn junge Menschen im Schießsport aktiv sind:
Waffenbesitz und Straftaten
Doch bei Amokläufen wie in Winnenden, Erfurt, Stuttgart oder Lörrach gab es einen Zusammenhang mit Schützenvereinen. Täter oder Familienangehörige waren Sportschützen. Sportwaffen wurden für die Taten missbraucht. Das Waffenrecht wurde daraufhin verschärft.
Wer eine Waffenbesitzkarte beantragt, muss mindestens 18 Jahre alt sein, eine persönliche Prüfung absolvieren und ein waffenrechtliches Bedürfnis nachweisen. Unter-25-Jährige müssen zudem ein medizinisch-psychologisches Gutachten vorlegen.
Die Sportschützen ergänzen, dass der Schützenverein zudem soziale Kontrolle ausübe. Wer einen Waffenschein will, muss ein Jahr lang regelmäßig im Verein trainieren und sich engagieren. Aber dass die soziale Kontrolle nicht immer funktioniert, zeigen die genannten Einzelfälle.
Und so kämpfen die Vereinsmitglieder nach wie vor mit den Vorurteilen:
Helmut Horlebein ist
in der Seniorenklasse aktiv. Er kennt die Vorurteile:
"Man hat mich auch schon Mörder genannt."
Seine 9-mm-Großkaliberpistole ist eine sogenannte "Gebrauchspistole", wie sie ähnlich auch bei der Polizei eingesetzt wird.
Dennis Walther:
Was ist der Reiz am Schießen?
Lebendiges Vereinsleben
Diesmal hat der SV Rai-Breitenbach zum Bürgerschießen eingeladen, das er mehrmals jährlich anbietet. Der halbe Ort ist gekommen, um sich mal an der Waffe zu versuchen und danach gemeinsam beim Bier zu schwatzen.
Mit diesen und anderen Veranstaltungen wie dem Königsschießen, Weihnachtsfesten und Ausflügen will man so das Dorf zusammenbringen.
Jörg Wießmann, Sportleiter im SV Rai-Breitenbach:
Aber ist er auch ein Treffpunkt für jeden und nicht nur für ältere, konservative Männer?
Lutz Hans Schlegel:
Der Blick nach Bayern sei da lohnend, sagt der Vorsitzende Karl-Heinz Heil: